Im offiziellen WordPress.org Plugin-Verzeichnis – Repositorium – gibt es eine Richtlinie für Entwickler, die besagt:
Plugins should not hijack the blog admin. It is fine to include an Upgrade prompt on the plugin admin page, but not throughout the blog. It is acceptable to embed a widget on the dashboard but this should be the same size as others and be dismissable. It’s fine to put an error message at the top of the admin for special cases, but it should be linked to a way to fix the error and it should be infrequent. Any form of “nagging” is absolutely prohibited.
Meine deutsche Übersetzung/ Deutung dazu:
Plugins sollten nicht den Adminbereich übernehmen. Es ist fein, einen Hinweis/ “Kasten” für Aktualisierungs-Hinweise auf der Einstellungen Seite des jeweiligen Plugins zu platzieren – aber nicht im gesamten Adminbereich der Webseite. Es ist akzeptabel, ein Dashboard-Widget einzubinden, doch dieses sollte dieselbe Größe wie die Standard-Widgets haben und ausblendbar sein. Es ist in Ordnung, eine Fehlermeldung oben im Adminbereich einzublenden bei bestimmten Fällen, doch es sollte einen Link zur Problemlösung enthalten, und, es sollte nicht ständig da erscheinen. Jede Form von sogenanntem “nagging”, d.h. “Übernehmen” oder “Nerven” ist absolut verboten.
Mag vielleicht erstmal streng oder gar verwirrend klingen, doch die Absicht der Herausgeber von WordPress.org und damit der letztlich Verantwortlichen für das Plugin-Verzeichnis ist wohl Folgendes: Im Sinne des Benutzers soll es keine Extremfälle geben, d.h. keine extreme Werbung, keine visuellen Totalunfälle oder extrem nervige Erscheinungen von Links, Bannern, Texten, oder was auch immer. Wer sich daran hält, fährt in aller Regel sehr gut! :) Das ist nachvollziehbar und verständlich. Natürlich gibt es Fälle, wo es in den Fingern eines Herausgebers (Vermarkters, Entwicklers, usw.) juckt, diese Richtlinien konkret auszuloten. Das ist in Ordnung. Die Frage wird am Ende sein: Was sind die Anwender bereit zu akzeptieren? Der Wurm muss immer noch dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Nun gibt es immer wieder mal Plugin-Herausgeber, die Dinge anders machen, als die große Masse und damit auffallen. Grundsätzlich find ich das super! Aber auch: Wer es anders als der Mainstream macht, kann sich vielleicht überraschend Kritik ausgesetzt sehen und sich irgendwie (meist unbewußt) “angreifbar” machen. Ich möchte unten einige Beispiele nennen. Bevor ich das tue, ein Leser- und Anwenderhinweis: kein Entwickler/ Herausgeber soll hier kritisert werden. Denn was jemand im Adminbereich nervt und was nicht, ist immer eine vollkommen persönliche, subjektive Sache! Meine Erfahrungen und Beispiele sind auf meinem eigenen Mist gewachsen und von Erlebnissen im Kundeneinsatz. Ich stell das hier zur Diskussion und bin gespannt, wie es meinen Lesern so damit geht. Außerdem finde ich es gut, dass es kostenpflichtige Plugins, Pro-Version usw. gibt. Das rockt! – Danke! :)
→ Linkable Title Html and Php Widget
Bei jeder neuen Plugin-Version erscheint im ganzen Adminbereich ein entsprechend großer, mit Links und Bannerchen verkleisterter, Spenden-Hinweiskasten. Seit einigen Version gibt es dafür – und nur dafür (!) – eine Einstellungen-Seite, um diesen Kasten auszublenden. Verrückt. Manchmal scheint aber die Einstellung nicht zu wirken. Nichts genaues weiß man nicht. Ohne die aufgepfropfte Einstellung wäre das Plugin vermutlich schon aus dem Verzeichnis geflogen.
Der Kasten ist sinnlos und wirkungslos, wenn man bedenkt, dass das Widget auch mit denselben “Spendenaufrufen” übersät ist. Ich weiß nicht, wer bei soviel Aufdringlichkeit spenden mag, ich jedenfalls nicht. Das ansonsten sehr gute Plugin gehört für mich wegen dem Kasten in die Kategorie “extrem nervig”! Im Kundeneinsatz daher schon mal gar nicht zu gebrauchen.
→ Soliloquy Lite
Nach der Erstinstallation und Aufruf der Plugin-Seite im Adminbereich erscheint oben eine einzeilige Mitteilung mit einem deutlichen Hinweis auf die kostenpflichtige Pro-Version. Dieser Hinweis ist direkt abschaltbar – und bleibt auch abgeschaltet. Damit erscheinen keine Extra-Kästen irgendwo – außer die zusätzlichen Meta-Boxen auf der Plugin-Seite. Diese sind aber wie alle Meta-Boxen per Benutzer-Optionsklick (“Optionen einblenden” oben rechts) auch direkt ausblendbar.
D.h. Die Hinweise auf die Pro-Version sind sehr deutlich, übernehmen aber nicht den Adminbereich. Die obere Hinweiszeile dürfte viele Benutzer nerven, ist aber sofort, deutlich sichtbar, und ein für alle Mal auszublenden. Für mich gehört das Plugin damit in die Kategorie “gerade noch auszuhalten”. Sind die obere Zeile und die Metaboxen deaktiviert, ist komplett störungsfreies Arbeiten möglich. Da keine anderen Bereiche im Admin beinträchtigt werden, wäre das für mich persönlich gut tragbar, durchaus auch im Kundeneinsatz.
→ BackWPup (v3.x)
Hier möchte ich zwei Dinge nennen: ein derzeit manchmal sichtbarer Hinweis für den Kauf der kostenpflichtigen Pro-Version, der nur bei Admins und nur auf der Plugin-Übersichtsseite (plugins.php) erscheint. Dezent, deutlich formuliert, aber nicht aufdringlich. Für mich persönlich voll in Ordnung, da auch ausblendbar. Das Problem ist nur: man weiß nie, wann der Hinweis erscheint. Mir ging es neulich mit einem Geschäftspartner so, dass wir überraschend den Hinweis angezeigt bekamen. Diese Art der überraschenden Anzeige finde ich persönlich nicht hilfreich, insbesondere beim Kundeneinsatz. ABER: Wie mir die Herausgeber mitgeteilt haben, soll das demnächst in einem Update herausgenommen werden. Das find ich super, dass auf Benutzerfeedback eingegangen wird, machen leider nicht alle! (Ich persönlich würde solche Art “Hinweiszeilen/ -boxen” auf Plugin-fremden Admin-Seiten nur als “optionalen Zusatz” anbieten, also zum Beispiel als Meta-Box, Hilfe-Tab usw. — damit wird es als “Extra” wahrgenommen, fühlt sich optional und unaufdringlich an.)
Noch ein Update: Bei Neuinstallationen erscheint der Hinweis nur einmal auf der Plugins-Seite, siehe Kommentare unten.
Eine weitere Sache bei – dem allgemein sehr empfehlenswerten – BackWPup sind modifizierte Standardtexte innerhalb der deutschen Übersetzungsausgabe (bzw. bei allen Übersetzungen). So wird auf der Seite “WordPress Updates” ein Hinweis zur Datensicherung mit dem Link auf die Pro-Version von BackWPup verbunden. Ähnliches gilt bei der Installation oder der Aktualisierung von Plugins, die nicht mit der aktuell eingesetzten WordPress-Version als kompatibel eingestuft worden. Meine Meinung dazu: Das ist eine hervorragende Idee, diese Verbindungen herzustellen! In gewisser Weise sehr elegant, fast unauffällig, aber leider auch etwas irreführend. Während ich eine Sie-Version in all meinen WordPress-Installationen einsetze, entsteht durch diese Textmodifikation des Plugins plötzlich ein Wechsel auf die Du-Anrede. Eher unschön, besonders im Kundeneinsatz. Auch, und das sehe ich als Hauptproblem, denkt der Kunde, dies wäre die offizielle Empfehlung von WordPress an dieser Stelle – eben weil es so “unauffällig original” aussieht.
Wie gesagt, eine durchaus sehr gute Idee, allerdings sollten solche Infos (Texte, Links etc.) immer als zusätzlich erkennbar sein (am besten auch den Plugin-Name als Quelle irgendwie benennen, oder was weiß ich…) und nie den Eindruck erwecken lassen, dies wäre Teil der WordPress-Standardinstallation.
Daher sehe ich die Handhabung durch BackWPup als grenzwertig an. Viele Leute mag das absolut nicht stören, dann kein Problem, hehe :). Für mein Gefühl und meine Arbeit mit Kunden ist es nicht geeignet. Zu große Gefahr für – eigentlich vermeidbare – Missverständnisse.
→ WordPress SEO by Yoast
Hier gäbe es eigentlich viel zu berichten: kurz gesagt hat sich in den letzten Monaten manches gebessert bei diesem Plugin. Es ist weniger aufdringlich mit seinen Kauf-Links und Spendenaufrufen, auch wenn diese nicht den ganzen Adminbereich übernommen haben, war es in der Vergangenheit teilweise sehr grenzwertig.
Eine Sache finde ich jedoch immer noch sehr bedenklich: bei Erstinstallation erscheint ein sogenannter “Pointer”, also eine Art Popupfenster-Hinweisbox mit dem Hinweis auf das “anonyme Tracken” von Einstellungen usw. Viele Anwender werden sicherlich überfordert sein, sofort nach Aktivierung des Plugins so eine Einstellung mit enormer Tragweite treffen zu müssen. So etwas sollte, falls man es überhaupt anbietet, immer völlig optional sein, d.h. auf Einstellungen-Seite gehen und nur, wenn man will, setzt man die Einstellung – nachdem ein selbsterklärender, transparenter Hilfetext alle Unklarheiten beseitigt hat. Mit sowas aber die Leute vor den Kopf zu stoßen, quasi zu überrumpfeln, ist schon heftig. Für mich gehört das Plugin wegen dieser Geschichte in die Kategorie “geht gar nicht” – ein Grund, warum ich es in eigenen Projekten nicht verwende und nur auf ausdrücklichem Kundenwunsch einsetze.
→ All In One SEO Pack (v2.x)
Bei diesem Plugin erscheint nach jedem (!) neuen Update des aktuellen Versionszweiges 2.x eine Pointer-Box (s.o.) auf der linken Seite im Adminmenü mit Hinweisen, was sich so geändert hat in der neuen Version: unkonkretes Marketing-Blabla. Man kann es zwar ausblenden lassen – und dann ist es auch weg, aber es kommt nach jeder Plugin-Aktualisierung wieder. Täglich grüßt das Plugin-Tier, oder was? Gehört für mich in die Kategorie “äußerst nervtötend, weil es wiederkommt…”
Man könnte sicherlich hunderte Beispiele hier anführen, auch Themes wären bestimmt einen oder mehrere Beiträge wert. Was das Problem bei der ganzen Sache ist: die Benutzererfahrung! Wenn diese beeinträchtigt wird, brauchen sich Entwickler, Vermarkter, Designer, Herausgeber usw. nicht wundern, wenn die Anwender ausbleiben oder sich gar deutlich beschweren. Tragisch wird das insbesondere dann, wenn das Plugin (oder Theme) eigentlich hervorragend ist, d.h. programmiert, konzipiert, was auch immer. Entscheidend bleibt aber nun mal das Benutzererlebnis und die Bedienbarkeit, wenn es da Probleme gibt, kann vieles gut Gemeinte den Bach runtergehen. Auf eine kostenpflichtige Pro-Version oder Spenden hinzuweisen ist essentiell, ich würde und “müßte” es ebenso tun! Ja, ich tue es sogar bereits, Stichwort: Spenden! Die Frage ist nur immer, auf welche Art und Weise? Es scheint Unzählige Arten dafür zu geben, eine Patent- und Pauschallösung habe ich nicht. Oft findet man erst nach mehreren Versuchen eine praktikable Lösung. Nicht so einfach das Ganze.
Und: ich bin auch Herausgeber von Plugins, kenne also durchaus beide Seiten der Medaille – Beschwerden, Vorwürfe und dergleichen von Benutzern, wenn man grad mal einen nicht so hilfreichen Weg gegangen war. Natürlich wollen “wir” Herausgeber immer die höchstmöglichen Download- und Verkaufszahlen, das ist doch logisch! Ich bin nur inzwischen der Überzeugung, dass, wenn man seinen Benutzern bzw. Kunden einfach nur auf die Nerven geht, man keine Downloads oder Umsätze erwarten braucht. Der Kunde ist hier wirklich König – und wird es auch immer sein -, einfach, weil er die Freiheit dazu hat! Wir sollten diese Freiheit fördern, nicht einschränken. Manchmal ist diese Erkenntnis durchaus schmerzhaft; dennoch, es hilft alles nichts. Anfangen muss ich damit bei mir selbst.
Es ist wie im Restaurant-Geschäft: das Essen muss dem Gast schmecken, nicht dem Chefkoch (na gut, der sollte abgeschmeckt haben :). Es gibt viele Mittel und Wege, Aufmerksamkeit für Spenden, Pro-Versionen, Update-Hinweise usw. zu erzeugen und diese zu “platzieren”. Wie es nicht geht: wenn diese Sachen den Adminbereich komplett übernehmen und dem Anwender bzw. Kunden im Weg stehen oder mit ihm Achterbahn fahren…
In diesem Sinne: nehmt mir den Adminbereich weg, nervt mich – Nein, Danke! Oder: lasst die Hauptstraßen im Adminbereich frei und ihr bekommt von mir gern Downloads, Umsatz, Weiterempfehlungen…! ;-)
Hi David, vielen Dank für den Beitrag! Einige Ergänzungen zu BackWPup 3.1:
1. Wer die 3.1.1 neu installiert, wird den Hinweis nach dessen erstem Erscheinen nicht mehr sehen. Die in dem verlinkten .org-Beitrag bereits angekündigte 3.1.2 ist auf dem Weg. Wir haben noch ein paar Bugs gefixt und wollten dafür nicht noch eine extra Version raus schieben.
2. Deinen Hinweis bzgl. der Seite WordPress Updates werden wir uns mal genauer ansehen, vielen Dank!
3. Das GitHub-Repo für die freie Version von BackWPup ist immer offen für qualifiziertes Entwickler-Feedback (bitte keine Support-Anfragen, die können wir dort nicht beantworten) und Pull-Request. Konkrete Hinweise, wie wir BackWPup für unsere User verbessern können, sind stets hoch willkommen!
Herzliche Grüße im Namen des MarketPress-Teams,
Caspar
Hallo Caspar! Danke für dein Feedback, deine Ergänzungen – das mit der Neuinstallation war mir nicht klar, habs im Beitrag ergänzt.
Das ihr für Mitwirkung offen seid, finde ich sehr gut! Das, was ich angesprochen habe, sollte allerdings der Herausgeber festlegen, welche Linie man da fährt, denke ich jedenfalls. Es sind ja keine “Fehler”!
Gruß, David :)
nice list of plugins
Thanks :)