Ubuntu-Virus schlägt zu
Angefangen hat es im April 2009 mit meinem Netbook: meine Ubuntu-“Krankheit”. Doch eigentlich begann sie schon viel früher. Irgendwann 2004 oder -05 stand im Elternhaus ein alter Rechner mit Ubuntu. Dort konnte man bisschen Fernsehen und so rumspielen. Lief alles so wunderbar einfach, manches auch anders und “komischer” als unter Windows. Doch immer funktionierte es und die Optik machte durchaus neugierig.
Mit der Zeit kamen die Updates und vieles wurde noch besser. — Daran erinnerte ich mich letztes Jahr bei meinen ersten Netbook-Versuchen: Um Kosten zu sparen, bestellte ich gleich die Linux-Version des Lenovo-Modells, ersetzte aber das serienmäßige OpenSuSE Linux sofort durch ein Ubuntu. Ich staunte nicht schlecht, wie gut und erwachsen Ubuntu inzwischen geworden war. Die Version 8.10 und paar Tage später die 9.04 rannten wie wild.
Und so kam es, wie es kommen musste, ein Jahr später waren alle meine Rechner – beruflich wie privat – auf Ubuntu umgestellt. Nur noch ein einziger Rechner hat ein Windows XP als Startauswahl-Variante drauf. Und dann kam auch gleich noch ein Smartphone mit Linux dazu, denn das Nokia N900 läuft perfekt mit Maemo5, einem Ubuntu-verwandten “Mobil-Linux”.
Strategische Entscheidung
Die Entscheidung für den Umstieg war nicht nur blinde Begeisterung, sondern eine strategische Zukunftsentscheidung. Wartung & Pflege von mehreren Rechnern kostet mit Windows eben viel Zeit und Geld (Lizenzkosten, propietiere Software), da man den Bereich Virus & Sicherheit keinesfalls ignorieren kann und sollte. Natürlich begleitete mich von Anfang an das Thema Arbeitsfähigkeit. D.h. geht alles, was ich in Windows tun konnte auch bei und mit Ubuntu? Im Prinzip ja.
Vieles geht sogar besser und weitaus stressfreier als mit Windows. In den langen Jahren mit Windows XP kann ich nicht soviel Schlechtes zu dem System sagen: es war und ist stabil und ausgereift und es gibt nahezu alles an Anwendungen dafür, was man sich denken kann. Allerdings ist die Virengefahr und der ständige Kampf dagegen ein Zeit- und Nervenfresser, selbst wenn man keine Dummheiten beim Surfen usw. macht. Auch Softwareupdates sind ein leidiges Thema, denn wenn das Windows-Update verrückt spielt, geht oft gar nichts mehr. Programm-Updates von den entsprechenden Anbietern gibt es zwar, oft erfährt man nicht automatisch davon, bzw. es entstehen neue Kosten. Das sind für mich entscheidende Mankos, die ich nicht länger haben wollte.
Ubuntu kann vieles extrem gut, sei es Musikhören während der Arbeit, sei es Videos schauen danach. Da ruckelt nichts und lädt nicht stundenlang, sondern es läuft einfach. Internet, Bluetooth (!), UMTS-Surfsticks, Rechnervernetzung usw. geht Out-of-the-Box und macht richtig Laune. Keine vergessenen Ports wie unter WinXP. Textverarbeitung mit OpenOffice oder den Alternativen Softmaker/Textmaker oder Abiword ist ein Kinderspiel. Gleiches gilt für Präsentationen. Die Liste läßt sich endlos fortsetzen …
Und nicht zu vergessen, eines meiner Lieblingsspielzeuge: die Paketverwaltung! Alles aus einer Hand, auch sicherheitsgeprüft. Einfach installieren, oder deinstallieren. Keine Angst, dass hier was schiefgeht. Das ist wohl für viele Ex-Windows-Anwender die schönste Neuentdeckung vermute ich :-). Solchen Komfort möchte ich nicht mehr missen und letztlich gehört es zum Gesamtkonzept, dass das System für mich arbeitet und nicht ich schauen muss, dass alles seinen Gang geht. Schließlich sind meine Rechner nur Werkzeuge, also Helfer. Diese Philosophie sehe ich bei Linux bzw. Ubuntu viel mehr verwirklicht als anderswo.
Aufholbedarf
Was bisher gemischte Gefühle hervorruft, ist der ganze Komplex Grafikbearbeitung. “Corel” läuft eben fast nicht unter Ubuntu (via Wine eher schlecht bis gar nicht …). Sicher, es gibt GIMP, aber das ist nicht 100%ig mein Ding. Andere Einsteiger-Grafik-Alternativen sind zwar in der Entwicklung, aber sagen mir nicht so ganz zu. Wenn es hier irgendwann eine Art “Einsteiger Corel für Linux” geben würde, viele Leute würden jubeln!
Allerdings muss man insbesondere dem Ubuntu-Projekt Tribut zollen, denn es treibt die Linux-Welt kräftig voran. Zahlreiche Programmprojekte haben in den letzten zwei Jahren enorme Qualitätsschübe hingelegt, auch viele gute neue Funktionen werden immer recht aktuell mit eingebaut. Und auch optisch hat die gesamte Plattform nach dem Redesign 2010 (mit 10.04) echt dazugewonnen. Aufholbedarf gibt es sicherlich stark an der Grafik- und Videofront, doch neue Entwicklungen gibt es Zuhauf. Gebraucht werden Stabilität und Einsteiger- bzw. Nutzerfreundlichkeit (von der es nie genug geben kann :)!
Fazit:
Hier und da gibt es noch Kinderkrankheiten am System, die gibt es bei Windows aber auch. Das gute bei Ubuntu ist die starke deutsche wie internationale User-Gemeinschaft (Community), die wirklich haufenweise Hilfe, Tipps und Tricks für alle User-Niveaus zur Verfügung stellt.
Was mir bei Ubuntu bzw. Linux einfach gefällt: es ist NICHT Windows. Es ist anders und das ist wirklich gut und richtig so. Es leistet viele Arbeitsfähigkeiten wie bei Windows – jedoch im Ergebnis, nicht im Weg dahin. Gerade da liegen die Spannung und die Aha-Erlebnisse. Mit meinen Ubuntu-Rechnern kann ich arbeiten und tun und lassen und auch mal abspannen. Es läuft einfach, es tut, was es soll. Und auf solche Krücken wie “Internet Explorer” darf ich endlich für immer verzichten.
Wenn man bedenkt, dass das Grundsystem keinen Cent kostet und schon jede Menge an klasse Software mitbringt, frage ich ich mich, warum noch nicht mehr auf den Ubuntu-Zug aufgesprungen sind? Jenseits aller Betriebssystem- und Softwaregrabenkämpfe sehe ich Ubuntu und viele andere Linuxe einfach als gute Arbeitstiere, gerade für all diejenigen, die den Kopf frei haben wollen, für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. — In diesem Sinne, lang lebe die Ubuntu-Vision :)
[…] verdienen ein ausgesprochenes LOB! Von den Inhalten her war es eine Bereicherung, Bestätigung für meinen eingeschlagenen Linux-Kurs und auch der perfekte Ort, um Neues zu entdecken. — Falls irgend möglich, bin ich 2012 […]